„Die größte Innovation der TK liegt in unserem Selbstverständnis als Unternehmen und nicht als eine durch Regulierung geschützte Körperschaft öffentlichen Rechts. Das ist längst nicht bei jeder Krankenkasse so. Unsere Versicherten sind unsere Kunden, an deren Bedürfnissen wir uns ausrichten und die zu recht eine exzellente Dienstleistung erwarten.“
Weil jedes Interview immer nur einen Ausschnitt zeigen kann, und die TK zum Thema digitale Zukunft viel zu sagen hat, haben wir einen Überblick erstellt. Der zeigt – anhand von Statements des Unternehmenschefs – in wie vielen Facetten sich die TK im vergangenen Jahr mit der digitalen Zukunft des Gesundheitswesens auseinandergesetzt hat: Von innovativen Therapien bis hin zu Datenschutz und Rahmenbedingungen.
September 2015
Schon auf dem TK-Zukunftskongress 2015 „Gesundheit in der digitalen Welt“ bekräftigte Jens Baas, wie wichtig es für die TK ist, sich als Krankenkasse im Bereich der digitalen Gesundheit zu positionieren: „Digitale Gesundheit ist ein unaufhaltsames Thema. Ich glaube, wir müssen uns dabei für unsere Versicherten positionieren, das Thema der Digitalisierung in einen geordneten Rahmen bringen und dafür sorgen, dass die Daten sicher sind. Ich glaube, als Krankenkasse sind wir der prädestinierte Player dafür.“
Im Video: Fünf Fragen an TK-Chef Baas zum Zukunftskongress 2015
https://youtu.be/M07gw7fZdOo
Februar 2016
Das neue Jahr ist noch jung, als der TK-Chef im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt, warum er für eine elektronische Patientenakte plädiert: „Die nächste medizinische Revolution wird kein einzelnes Medikament zum Beispiel für die Krebsbehandlung. Sie kommt durch die Art und Weise, wie wir medizinische Daten zusammenführen und etwa für die Forschung nutzen.“
Wie so etwas konkret funktionieren kann? Baas hat ein klares Bild vor Augen: „Jeder bekommt das Recht auf eine elektronische Patientenakte. Diese muss ihm von seiner Krankenversicherung bezahlt werden. Der Patient kann allein bestimmen, wer die Daten sehen darf, er darf also auch seine Kasse außen vor halten. Die Patientenakte muss technisch überall gleich sein und die medizinischen Daten enthalten: welche Medikamente der Versicherte nimmt, die ambulanten Diagnosen, die Krankenhaus-Befunde, Röntgenbilder und so weiter. Zusatzfunktionen unterliegen dann dem Wettbewerb.“
April 2016
Zwei Monate später weist Jens Baas auf Xing Klartext auf schon bestehende digitale Innovationen im Gesundheitswesen hin: „Der erste Anfang ist gemacht: So spricht das Blutzuckermessgerät bereits mit dem Smartphone, Apps therapieren den Tinnitus, und telemedizinische Zentren monitoren schwerstkranke Herz- und Lungenpatienten, um ihnen den Krankenhausaufenthalt zu ersparen. Das zeigt: Die digitale Zukunft hat auch im Gesundheitswesen längst begonnen und erfährt großen Zuspruch.“
Hier geht es zum vollständigen Text.
August 2016
Die Digitalisierung kann des Weiteren genutzt werden, um die Solidargemeinschaft im Gesundheitssystem zu fördern. Die Nutzung von Fitnesstracker-Daten in einem Bonusprogramm weicht dabei den Solidargedanken nicht auf – im Gegenteil, wie Baas im Interview mit der dpa bekräftigt: „Eine Solidargemeinschaft kann nur funktionieren, wenn es in ihr auch genügend gesunde Menschen gibt. Deshalb ist es uns wichtig, uns nicht nur für die medizinische Versorgung Kranker einzusetzen, sondern auch zu honorieren, wenn sich Versicherte um ihre Gesundheit kümmern.“
September 2016
Mitte dieses Monats stellte ihre Studie #SmartHealth 2016″ vor, flankiert von der IGES-Studie „Digitale Angebote in der Gesundheitsversorgung. Die Ergebnisse zeigen: Die deutsche Bevölkerung ist reif für ein digitales Gesundheitswesen.
Im Video-Interview bringt es Jens Baas auf den Punkt: „Wir haben unsere Versicherten gefragt: Wie smart ist Deutschland? Herausgekommen ist: Unsere Versicherten sind eigentlich schon viel e-smarter, als das System heute ist. Das heißt, die Patienten sind bereit, ihre Gesundheit mit elektronischen Mitteln unterstützen zu lassen, mit Apps oder anderen Lösungen. Das System bietet es an vielen Ecken aber nicht an. Ich glaube, wir müssen das System fortentwickeln in das, was die Patienten haben wollen.“
Im Video: Dr. Jens Baas im Interview nach der Pressekonferenz
https://youtu.be/TEHEPUi0dEM
Die Innovation der Zukunft wird in einem völlig veränderten Umgang mit Daten bestehen. Und weil es sich bei Gesundheitsdaten um äußerst sensible Daten handelt, ist dabei zweierlei besonders wichtig: Erstens muss sich alles im Wirkungskreis des deutschen Datenschutzes abspielen, und zweitens muss der Kunde allein Herr seiner Daten sein.
Dr. Jens Baas
Dr. Jens Baas im Interview mit dem DUB Magazin.
Hintergrund
Das sogenannte „E-Health-Gesetz“ („Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendung im Gesundheitswesen“) enthält einen Fahrplan für die Einführung einer digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen. Von der Neuentwicklung telemedizinischer Leistungen, über den Ausbau der Vernetzung ambulanter und stationärer Einrichtungen bis hin zu einem Medikationsplan: eine Reihe von Maßnahmen sollen dabei helfen, Barrieren im System abzubauen, die Versorgung von Menschen sicherer und effizienter zu gestalten und die zur Verfügung stehenden Daten zum Nutzen der Patienten besser zu verknüpfen.
Am 1. Oktober tritt der Passus für mehr Medikationssicherheit aus dem E-Health-Gesetz in Kraft: Um unerwünschten Wechselwirkungen von Arzneimitteln entgegenzuwirken, wird ab kommender Woche ein Anspruch auf einen Medikationsplan für Menschen, die drei oder mehr Medikamente einnehmen, eingeführt. Der behandelnde Arzt soll so besser nachvollziehen können, welche Präparate der Patient aktuell einnimmt. So können gefährliche Wechselwirkungen vermieden werden.