Katharina Lemke

Was passiert eigentlich in einem Accelerator? Und was hat die TK da zu suchen?

Eine innovative Idee, Durchhaltevermögen und ein gut geöltes Netzwerk – das brauchen Start-ups, um sich auf dem Markt zu etablieren. Support bieten ihnen dabei sogenannte Accelerators, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

„Institutionen, die Startups [sic!] innerhalb eines festgelegten Zeitraums durch intensives Coaching unterstützen und so den Entwicklungsprozess stark beschleunigen und vorantreiben können“ – so definiert Gründerszene.de Accelerators.

Wie Start-up-Mentoring im Gesundheitswesen in der Praxis aussehen und was dabei herauskommen kann, wird sich dieses Jahr zeigen, wenn die Techniker ihren eigenen

TK Accelerator für Gründerteams mit innovativen Ideen für den Gesundheitsmarkt für Morgen startet. (Wir Techniker wird berichten!) Bis dahin schauen wir nach Berlin: Dort existiert das Accelerator-Programm Startupbootcamp Digital Health. Die Kernidee: Mentoring statt Millionensummen. Neben einer Startfinanzierung und Räumlichkeiten, die den Start-ups zur Verfügung gestellt werden, fördern ausgewählte Mentoren sie mit ihrem Know-how und ihrer branchen-spezifischen Expertise.

Jonas Pendzialek aus der Unternehmensentwicklung der Techniker Krankenkasse
Jonas Pendzialek arbeitet in der Unternehmensentwicklung bei der TK.

Einer dieser Start-up-Mentoren ist Jonas Pendzialek. Er arbeitet in der Unternehmensentwicklung bei der TK. Außerdem hat er Erfahrung als Unternehmensberater, ist aktiver Twitterer (@JonasPendzialek) und fasziniert von der Digital-Health-Branche. Was ihn zu einem geeigneten Mentor für Start-ups macht? „Ich bin natürlich nicht der Einzige bei der TK, der das könnte“, betont Pendzialek. „Aber ich glaube, ich bringe einen Blick auf das Gesundheitswesen als Ganzes mit, weil ich als Unternehmensberater früher Krankenkassen beraten habe und alle Akteure im Gesundheitswesen kenne“, erklärt er weiter.

Das Ergebnis des Mentorings:

1. Wie schafft es eine Idee in den 1. Gesundheitsmarkt?

Die Expertise von Jonas Pendzialek lag darin, den Start-ups zu erklären, wie sie ihr Produkt entwickeln müssen, damit es später von einer Krankenkasse bezahlt wird. Also: Was braucht ein medizinisches Produkt, damit es auf dem Gesundheitsmarkt angenommen wird? Was wünschen sich die Kassen? „Das zu verstehen, ist für viele ein spannender Punkt, denn viele Gründer wissen darüber wenig. Start-ups, die in ihrem Dunstkreis jemanden mit Berührungspunkten zum Gesundheitswesen haben, haben es auf dem Markt leichter“, erklärt Pendzialek.

2. Das beste Marketing bringt wenig, wenn das Produkt nicht ausgeklügelt ist

Eine zentrale Herausforderung für Start-ups ist es laut Pendzialek, den deutschen Gesundheitsmarkt zu kennen und ein Gespür für seine Prozesse zu entwickeln. Denn dieser funktioniere nicht wie andere weniger komplexe Konsumentenmärkte, er sei kein „reiner“ Markt. Wenn es sich um das Konzipieren medizinischer Anwendungen handele, müssten viele Regularien berücksichtigt werden, wie beispielsweise das Medizinproduktegesetz. Und auch der Adressat der Entwicklung ändere sich:

Das Produkt muss so konzipiert sein, dass eine Krankenkasse dafür zahlt. Diese interessiert sich weniger dafür, wie viele Leute das Produkt für 99 Cent im App Store gekauft haben, sondern welchen nachhaltigen Nutzen für die Versorgung es aus ihrer Sicht hat.

In einem Gesundheitsmarkt wie dem deutschen, wo der Anteil der Selbstzahler gering sei, nutze das beste Marketing nichts, wenn die Idee für das Produkt nicht wirklich ausgeklügelt sei. Der Kunde von Start-ups sei letztlich dabei nicht in erster Linie der Patient, sondern die Krankenkassen.

3. Start-ups bergen ein riesiges Potenzial für das Gesundheitswesen – sie müssen aber noch miteinander verheiratet werden

Das Gesundheitswesen wird durch die Digitalisierung in 10 Jahren vollkommen anders aussehen; sie wird die Art der medizinischen Versorgung hier und weltweit grundlegend ändern. Spannend daran: Neue Ideen und Lösungen lauern hinter jeder Ecke. Morgen kann alles schon wieder ganz anders aussehen.

Die Teilnehmer des Startupbootcamps Digital Health Berlin bei der Abschlussveranstaltung, dem „Demo Day“.

„Start-ups haben eine andere Art, die Handlungsfelder des Gesundheitswesens anzugehen und zu lösen“, sagt Pendzialek. Sie setzten bei der Ausgestaltung von Anwendungsmöglichkeiten an und könnten die vielen punktuellen Verbesserungen schneller umsetzen als ein Big Player. „Anders herum hätte ein Start-up niemals die Ressourcen für ein Projekt wie die elektronische Gesundheitsakte (eGA). Hier ist IBM ganz klar der passendere Partner.“ Wenn es aber darum geht, auf diese Plattform aufzubauen, sieht Jonas Pendzialek für Start-ups eine große Chance. Denn sie könnten Probleme in einer hohen Geschwindigkeit lösen und einfach mal ausprobieren, ob ein Konzept tragfähig ist.

4. Wir brauchen eine „Learning-by-Doing“-Kultur

Gerne wird von den zwei Welten, den zwei Geschwindigkeiten gesprochen: Der erste Gesundheitsmarkt auf der einen, die Gründerszene auf der andere Seite. Die Annäherung dieser Welten könnte für Jonas Pendzialek letztlich in einem angstfreien „Learning-by-Doing“ liegen:

Wenn Krankenkassen und Start-ups erfolgreich kooperieren, wird das früher oder später eine Strahlkraft entwickeln. Ganz nach dem Motto: Wenn keiner den ersten Schritt macht, passiert auch nichts.

Weitere Details

Das Start-up-Portal der TK bietet hilfreiche Informationen und Tipps für Gründer, die mit ihrer Idee in den ersten Gesundheitsmarkt wollen.

Gastbeitrag: Jonas Pendizalek schreibt auf Wir Techniker über seine Erfahrungen auf der Veranstaltung FastTrack vom Startupbootcamp Digital Health. 

Außerdem auf Wir Techniker: Warum wir eine elektronische Gesundheitsakte brauchen.

Startupbootcamp – hinter diesem Namen steckt ein weit verzweigtes, globales Accelerator-Programm für Start-ups. Das Netzwerk erstreckt sich über den gesamten Globus: Zehn Bootcamps verteilt auf 18 Städte und unterschiedliche Branchen wie FoodTech, Smart City & Living, Digital Health, IoT oder E-Commerce bieten Start-ups ein mehrmonatiges Coaching an. Das Ziel: Die Gründerteams auf die Bedürfnisse und Gepflogenheiten des jeweiligen Marktes vorbereiten und ihre Ideen, Lösungen und Produkte dahingehend zu optimieren. Getragen wird das Programm von Unternehmen wie Philips, Munich RE oder der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.



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