Katharina Borgerding

Hilfreich oder unnütz? Warum man Apps evaluieren sollte

Rainer Bredenkamp ist der Direktor des Studienzentrums des Universitätsklinikums Freiburg. Zusammen mit seinem Team wird er für Die Techniker die Heuschnupfen-App „Husteblume“ evaluieren. Warum Hersteller ihre Apps unbedingt überprüfen lassen sollten, erklärt der Experte im Interview.

Warum ist es so wichtig, Apps zu evaluieren?

Weltweit gibt es ungefähr 380.000 Gesundheits-Apps, davon circa 8.000 deutschsprachige. Und jeden Tag werden es mehr. Die Nutzer, die sich zunehmend an Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gesundheit beteiligen, haben sehr hohe Erwartungen an Gesundheitsinformationen jeder Form. Dieser Anspruch stellt für die Entwickler von Apps eine große Herausforderung dar. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass die oben genannten 8.000 Apps überwiegend qualitativ minderwertig sind. Wenn man sich von dieser Masse abheben möchte, ist es sinnvoll, sein Produkt zu evaluieren und genau hinzuschauen, ob die eigene App die Erwartungen der Nutzer und auch die eigenen, qualitativen Ansprüche erfüllt.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine App evaluieren?

Es gibt drei Stufen. Die erste ist eine Analyse des Nutzungsverhaltens und der Akzeptanz der User. Damit untersucht man die Grundvoraussetzung, ob die App überhaupt in der Lage ist, einen positiven Beitrag zum Gesundheitsverhalten beizusteuern.

In der nächsten Stufe fragt man, ob die App bestimmte Faktorenbeeinflusst: Hat die App konkreten Einfluss auf das gesundheitsbezogene Verhalten? Werden eher sinnvolle präventive Maßnahmen aufgenommen? Gibt es Auswirkungen auf die Häufigkeit von Arztbesuchen und wie wirkt sich das Angebot der Gesundheits-App auf die Kosten der Behandlung aus?

In der letzten Stufe untersuchen wir die Wirksamkeit und Effektivität von Gesundheits-Apps. Wir analysieren Verordnungsdaten, um den Impact einer App auf das Versorgungssystem festzustellen. Für diesen Schritt braucht man aber Versichertendaten.

Welche Fehler machen Hersteller von Apps häufig?

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz hat im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass Verbraucher vor allem drei Faktoren Sorgen bereiten: verkehrte Messwerte, falsche Gesundheitsratschläge und fehlender Datenschutz. Diese Punkte sollten bei guten Apps nicht vorkommen.

Wie können Nutzer erkennen, ob eine App gut ist?

Dafür haben wir eine Checkliste erstellt. An dieser kann der Nutzer gut einschätzen, wie gut eine App ist. Die Fragen decken einerseits fachlichen Aspekte ab, zum Beispiel „Was wollen Sie mit dieser App erreichen?“ oder „Sind die Quellen der medizinischen Informationen angegeben?“, aber auch den rechtlichen Bereich – unter anderem „Kann ich zweifelsfrei erkennen, wer der Anbieter der App ist?“.

Übrigens: Auch Sie können uns helfen, die „Husteblume“ zu evaluieren. Wir wollen wissen, inwieweit die App Betroffenen hilft und wie gut die Benutzerfreundlichkeit ist. Innerhalb der App gelangen Sie direkt zur Online-Befragung.



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Katharina Lemke
Sandra Cwerenz Sandra Cwerenz
Dr. Jens Baas Dr. Jens Baas

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